Alsterfontäne sprudelt wieder • 232 Neuinfektionen, Inzidenz sinkt auf 115,3 • Lehrer an Grund- und weiterführenden Schulen können sich impfen lassen • Ärger um die Wattestäbchen: Warum die Schulbehörde die Corona-Testkits wirklich austauschen ließ
 
 
 
 
   
Alsterfontäne sprudelt wieder • 232 Neuinfektionen, Inzidenz sinkt auf 115,3 • Lehrer an Grund- und weiterführenden Schulen können sich impfen lassen • Ärger um die Wattestäbchen: Warum die Schulbehörde die Corona-Testkits wirklich austauschen ließ
   
 
Florian Zinnecker
 
Liebe Leser,
 
selten bin ich so häufig auf eine Newsletter-Ausgabe angesprochen worden wie auf die gestrige. Der Grund: das Interview meiner Kollegin Annika Lasarzik mit dem Veddeler Arzt Jonas Fiedler. Die Wahrscheinlichkeit, sich mit Corona zu infizieren, ist auf der Veddel nachweislich bis zu sechs Mal höher als in anderen Stadtteilen Hamburgs, sagt Fiedler, der in der dort ansässigen Poliklinik tätig ist. In keinem Hamburger Stadtteil sind die Wocheninzidenzen höher, auch das Risiko für einen schweren Verlauf ist größer, weil der Anteil der chronisch Vorerkrankten besonders hoch ist. Die Bewohnerinnen und Bewohner leben dicht an dicht auf engem Raum, ein Großteil der Menschen arbeitet in prekären Jobs, in großen Fabriken oder auf dem Bau, und ist dem Virus schutzlos ausgeliefert. Darum fordert Fiedler eine Impfoffensive für die Menschen auf der Veddel. Damit ließe sich die Pandemie weitaus radikaler einschränken als durch die Maskenpflicht in der leeren Mönckebergstraße. Allein: Es fehlt an Impfstoff, in der vergangenen Woche hätten die Praxen im Stadtteil gerade einmal 100 Impfdosen bekommen.

Wenige Stunden, nachdem das Interview online erschienen ist, veröffentlichte der NDR das Ergebnis einer anderen aktuellen Recherche. Wie die Kollegen berichten, ist seit der Eröffnung des Impfzentrums in den Messehallen offenbar Stoff für rund 43.000 Impfungen weggeworfen worden – rund 35.000 Portionen Biontech und 8.000 Portionen AstraZeneca.  

Die Erklärung ist plausibel und dennoch schwer zu verstehen: Der Impfstoff wird in Ampullen angeliefert, ein Fläschchen Biontech enthält Impfstoff für sieben Spritzen, ein Fläschchen AstraZeneca genug für elf. Allerdings dürfen nur sechs Biontech- beziehungsweise zehn AstraZeneca-Portionen entnommen werden, so hat es die Europäische Arzneimittelbehörde verfügt, der restliche Impfstoff müsste der behandelnde Arzt entweder auf eigenes Risiko verimpfen oder wegwerfen. Der ärztliche Leiter wirbt im NDR-Beitrag um Verständnis, sagt aber auch: Eine Erlaubnis aus der Gesundheitsbehörde, die übrigen Portionen auch noch zu nutzen, wäre sehr hilfreich. In Schleswig-Holstein darf der Inhalt der Ampullen komplett verimpft werden, in Niedersachsen soll er dies sogar, berichten die Kollegen. Und in Hamburg? Es gebe keine verbindliche Handlungsanweisung und es sei auch keine in Planung, erklärt die Gesundheitsbehörde, die Verantwortung obliege den Ärzten.

Hier erübrigt sich jeder Kommentar. Wenn aber bald wieder einmal die Rede davon ist, dass die Nerven der Menschen in der Stadt allmählich dünn werden und auch verantwortungsvollste Menschen im Angesicht der Corona-Lage immer öfter ganz tief in den Bauch atmen müssen: Dann fiele mir schon ein Grund dafür ein.

Wie Sie gleich lesen werden, gibt es aber auch gute Nachrichten: Ab heute sprudelt die Alsterfontäne wieder. Täglich von 9 Uhr bis Mitternacht. Obwohl ab 21 Uhr niemand mehr auf der Straße sein darf. Können Sie mir das erklären?

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!

Ihr Florian Zinnecker
 
 
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Was heute wichtig ist
 
 
Nach ihrer Winterpause geht heute Mittag um 13.15 Uhr die Alsterfontäne wieder in Betrieb. Bis November wird die 60 Meter hohe Fontäne täglich von 9 Uhr bis Mitternacht zu sehen sein. Dabei befördern die Pumpen rund 180 Kubikmeter Wasser pro Stunde, um die Wassersäule gen Himmel zu schießen. Neu ist in diesem Jahr ein effektiverer Motor für die Pumpen, sodass diese über 20 Prozent energiesparender arbeiten.
 
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Die Gesundheitsbehörde hat am Montag 232 weitere Corona-Infektionen in Hamburg registriert. Das waren 82 weniger als am Sonntag und 38 weniger als am Montag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt auf 115,2. Vor einer Woche hatte der Wert 136,6 betragen. In den Hamburger Krankenhäusern wurden der Behörde zufolge 295 Covid-19-Patienten behandelt, davon 113 auf Intensivstationen (Stand Freitag). Unterdessen sind in der Stadt bislang 482.644 Menschen geimpft worden, 108.391 von ihnen haben auch die Zweitimpfung schon erhalten. Als erste Angehörige der Priorisierungsgruppe 3 sind neben den Lehrerinnen und Lehrern an Grundschulen auch die Lehrkräfte der weiterführenden Schulen impfberechtigt. Für diese Woche seien noch mehrere Tausend Termine verfügbar, hieß es.
 
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Obwohl der Hamburger Hafengeburtstag auch in diesem Jahr coronabedingt ausfällt, will die Wirtschaftsbehörde vom 8. bis 10. Mai online ein dreitägiges Festprogramm organisieren. So wird es unter anderem am 8. und 9. Mai abends gestreamte Live-Shows geben. Der Tradition folgend wird auch der digitale Hafengeburtstag mit einem gestreamten Eröffnungsgottesdienst aus der Hauptkirche St. Michaelis gestartet. Der Gottesdienst wird um 15.30 Uhr live gestreamt. Der Eröffnung folgt die Begrüßungsrede des Hamburger Bürgermeisters Peter Tschentscher (SPD) auf dem Museumsschiff »Rickmer Rickmers«. Auch ein digitales Schlepperballett, ein Feuerwerk und eine Einlaufparade sind vorgesehen.
 
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In aller Kürze
 
Die Gesundheitsbehörde hat die Bewohner des Winternotprogramms für Obdachlose auf das Coronavirus getestet. Wie viele Tests positiv ausfielen, war bis zum Abend nicht bekannt. Anfang April waren in einer Hamburger Unterkunft für Obdachlose 42 Corona-Infektionen festgestellt worden • Zum Schutz von Radfahrern und Fußgängern will die Hamburger Hochbahn bis Ende 2022 ihre mehr als 1000 Busse mit Abbiegeassistenten ausrüsten. Bereits Ende Juni sollen 200 Fahrzeuge über das neue System verfügen, im kommenden Jahr dann die gesamte Busflotte, wie der städtische Verkehrsbetrieb am Montag ankündigte. Die Investition wird mit rund 2,5 Millionen Euro beziffert • Nach mehr als 170 Tagen ist für Mittwoch die Öffnung von Hagenbecks Tierpark vorgesehen. Die Öffnung war möglich geworden, weil Hamburg die sogenannte Corona-Notbremse des Bundes übernommen hat, wonach die Außenbereiche von Tierparks und botanischen Gärten wieder öffnen dürfen. Vor dem Besuch muss online ein fester Termin gebucht und ein negativer Corona-Testnachweis vorgelegt werden •
 
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Thema des Tages
 
 
 

»Manche Insassen haben Corona draußen noch gar nicht erlebt«
 
Die JVA Billwerder, Hamburgs größtes Gefängnis, wird erstmals von einer Frau geleitet. Am 1. März übernahm die Psychologin Ute Smentek offiziell die Leitung. Und auch die Leitung der Frauenanstalt wurde neu besetzt mit der Juristin Annette Volkmann. Schon die Verteilung der Haftplätze, 673 für Männer und 99 für Frauen, zeigt: Gefängnisse sind eine männerdominierte Welt. Gewalt, Drogen, Waffen, was sie reinbrachte, bringen sie mindestens im Kopf mit. Wie kann man sich dort als Frau behaupten? Muss man das überhaupt? Und wie hat sich die Arbeit hinter Gittern in Zeiten der Corona-Pandemie verändert? ZEIT-Autorin Julia Kopatzki hat mit Ute Smentek und Annette Volkmann gesprochen, lesen Sie hier einen Auszug aus ihrem Interview.

DIE ZEIT: Wie erleben Sie die Pandemie im Gefängnis?

Ute Smentek: Es ist seit über einem Jahr das bestimmende Thema. Bisher haben wir das wirklich gut gemeistert. Nur wenige Mitarbeiter sind krank geworden und wenige Insassen, und alle sind inzwischen gesund. Wir haben die Gruppengrößen reduziert, damit wir Kontakte nachverfolgen können. Das geht schon alles. Trotzdem bestimmt es unser Handeln sehr. Ich würde gern einfach mal wieder Vollzug machen.

ZEIT: In Hamburg gilt eine Ausgangssperre ab 21 Uhr. Die Gastronomie ist zu, die Schulen auch immer wieder. Betriebe sind im Homeoffice. Ist es bei Ihnen gerade freier als draußen?

Smentek: Unsere Schule war immer auf, die Insassen gehen arbeiten, auch Besuche konnten wir bis auf eine kurze Unterbrechung ermöglichen. Seelsorge fand statt und wenige Gottesdienste. Wir haben versucht, hier drinnen das normale Leben aufrechtzuerhalten.

Annette Volkmann: Wir alle spüren die Corona-Einschränkungen jeden Tag. Aber wenn wir die Beschränkungen hier eins zu eins umsetzen würden und dann noch der Umstand der Inhaftierung dazukäme, das wäre ja unerträglich.

ZEIT: Wann müssen die Insassen auf ihren Zellen sein?

Smentek: Das variiert leicht, aber grundsätzlich um 18 Uhr. Unverändert.

ZEIT: Hat Corona in der JVA auch etwas Gutes bewirkt?

Smentek: Wir haben jetzt Videobesuche. So wie wir jetzt skypen, bieten wir das auch den Insassen an. Der weiteste Videoanruf kam aus Chile.

ZEIT: Was erleben Sie mit denen, die jetzt entlassen werden? Freuen sie sich überhaupt auf das Draußen?

Smentek: Der Tag der Entlassung ist immer noch ein Tag der Freude. Aber natürlich ist das Leben draußen beschwerlicher. Behördengänge dauern, Wohnungssuche, Job, wir versuchen so viel wie möglich vorzubereiten.

Volkmann: Manche unserer Insassen haben Corona draußen noch gar nicht erlebt. Die wissen gar nicht, wie sich das anfühlt. Deswegen spielt das Virus nicht so eine große Rolle bei ihren Überlegungen.
 
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Warum Ute Smentek und Annette Volkmann die JVA niemals als Knast bezeichnen würden, ob sie es als ungewöhnlich empfinden, in einer rein weiblichen Doppelspitze im Justizvollzug zu arbeiten und wie gefährlich ihre Tätigkeit wirklich ist, lesen Sie in der ausführlichen Fassung des Interviews hier auf ZEIT ONLINE.
 
   
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Der Satz
 
 
 
»Auch die Stäbchen sind gefährlich, wenn man sie sich ins Auge rammt.«
 

In der vergangenen Woche herrschte in vielen Hamburger Familien helle Aufregung: Die Testkits, mit denen sich die Schülerinnen und Schüler der Hansestadt selbst auf das Coronavirus testen können, enthalten die Chemikalie Octylphenol. So steht es in der Packungsbeilage der Tests. Octylphenol ist giftig, kommt in den Testkits allerdings nur in minimaler Konzentration vor – die Menge des Stoffs etwa in neuen Kleidungsstücken ist um ein Vielfaches höher, sogar wenn ein Schüler die Testflüssigkeit mit der Chemikalie trinkt, habe er nichts zu befürchten, kommentierte daraufhin ZEIT-Autorin Nike Heinen, die sich nach einem Biochemie-Studium mit gefährlich klingenden Substanzen auskennt. Die Schulbehörde allerdings kündigte an, nun rund zwei Millionen Testkits auszutauschen. Am nächsten Tag rief der Sprecher der Schulbehörde an und erklärte, die Meldung über den Anlass des Austauschs sei nicht präzise gewesen: Die Chemikalie habe damit nichts zu tun, die Ursache seien die Teststäbchen – und der Wunsch, die Tests für Schülerinnen und Schüler noch einfacher handhabbar zu machen.

Warum die bisher verwendeten Tests aus Sicht der Schulbehörde zu unpraktisch waren, warum Lehrerinnen und Lehrer die Wattestäbchen händisch austauschen mussten und wie gefährlich die Selbsttests für Schülerinnen und Schüler wirklich sind, können Sie in Nike Heinens Interview hier auf ZEIT ONLINE noch einmal nachlesen.
 
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Hamburger Schnack
 
 
Der kleine bunte Ball der Nachbarskinder ist auf dem Dach unseres Carports gelandet. Die vier Mädchen klingeln bei uns, ob wir ihnen helfen können, ihn von dort wieder herunterzuholen.
Die Vierjährige: »Das ist nämlich ein altes Familienerbstück!«
Darauf die Sechsjährige: »Quatsch, der ist ganz neu!«
 
Gehört von: Sabine Buck
 
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Die heutige Ausgabe zum vertieften Lesen
 
 
»Manche Insassen haben Corona draußen noch gar nicht erlebt« (Z+) – Hier drin ist immer Ausgangssperre: Ein Gespräch mit den Leiterinnen der JVA Hamburg-Billwerder über die Frage, wie sich eine Pandemie im Gefängnis anfühlt.
 
»Auch die Stäbchen sind gefährlich, wenn man sie sich ins Auge rammt« – Im vermeintlichen Giftskandal um Tests für Hamburger Schulen lässt der Senat die Kits austauschen. Um Panik oder gefährliche Substanzen gehe es nicht, sagt ein Sprecher.
 
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