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Von Christoph Amend, 31.10.2024, 17:00 Uhr

Ist der ESC-Ruf Deutschlands noch zu retten? Die ARD versucht es jetzt für den nächsten Eurovision Song Contest noch einmal mit Stefan Raab, der gemeinsam mit dem Ersten und mit seinem neuen Heimatsender RTL vier Liveshows veranstalten wird, moderiert von Barbara Schöneberger. Das Publikum soll entscheiden. Fühlt sich an wie eine Zeitschleife? Guildo Horn? Max Mutzke? Lena? Wir werden es hören. Noch 5 Tage, sind Sie auch so nervös vor den US-Wahlen? Die Umfragen sind unverändert superknapp, aber in den entscheidenden Swing-States scheinen sich die Zahlen gerade in Richtung Donald Trump zu entwickeln. Kamala Harris musste sich jetzt sogar von Joe Biden distanzieren, der in einem Zoom-Call, als es um die rassistischen Müll-Witze eines Trump-Comedians über Puerto Rico ging, Trump-Anhänger als "Müll" bezeichnet hat. Joe Biden hat anschließend gesagt, er habe nicht die Anhänger gemeint, sondern die Äußerungen. Donald Trump wiederum behauptet natürlich, er habe von dem Comedian, der mit ihm aufgetreten ist, vorher noch nie gehört. Absurdes Politiktheater? Ja, aber leider hilft das Zitat von Joe Biden Kamala Harris auch nicht weiter.

Gestern haben wir Sie gefragt, wie Sie Ihr Popcorn mögen. Süß! 48 Prozent. Salzig! 33,1 Prozent! Gemischt! 18,9 Prozent. Wobei da, wie in einem Ihrer Kommentare vollkommen richtig analysiert, "entscheidend ist, dass gemischt auch wirklich gemischt ist und nicht eine Hälfte süß, die andere salzig. So bleibt jeder Bissen eine Überraschung." Heute wollen wir wissen: Kann Stefan Raab Deutschlands ESC-Ruf retten? Sagen Sie es uns, wir verwenden Ihre Angaben ausschließlich redaktionell und melden das Ergebnis morgen europäisch-visionär.

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Seit einigen Jahren begleiten wir hier in Ihrer kleinen Newsletterredaktion die ungewöhnliche Karriere von Caroline Polachek, die, wie meine Kollegin Claire Beermann in ihrem ZEITmagazin-Porträt geschrieben hat, locker Opernsängerin hätte werden können. Aber dann doch lieber eine der außergewöhnlichsten Popstimmen unserer Zeit geworden ist. Das hat sie auch gestern Abend im Berliner Kraftwerk gezeigt, der Modekonzern H&M hatte tausende Fans eingeladen, auch der Sänger Troye Sivan trat auf, die Schlangen waren länger als vor dem Berghain. Und Caroline Polachek, 1985 in New York geboren, sang so spektakulär, dass hinterher im Publikum einfach nur gestaunt wurde. Kennt man ja heutzutage kaum noch, dass Stimmen im Pop auch live so überwältigend klingen wie in den Aufnahmen. Caroline Polachek hat gestern Abend auch Welcome to my island gesungen. Nehmen wir zum Trost für alle, die nicht dabei sein konnten, auf unsere neuen Newsletter-Playlist.

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Vor knapp 100 Jahren wurde in Mannheim Kunstgeschichte geschrieben. Unter dem Titel "Von der Ausstellung zum Kunstbegriff" schreibt meine Kollegin Christiane Meixner in der neuen WELTKUNST, dem Kunstmagazin der ZEIT: "Eine einzige Überblicksschau in Mannheim genügte, um 1925 das Wirken zahlreicher Künstler in der Weimarer Republik als malerische Strömung zu deklarieren, die bis heute elektrisiert. Die Neue Sachlichkeit fängt ihre Zeit, die einer distanzierten und entfremdeten Generation zwischen den Weltkriegen, glasklar ein." Wie die Ausstellung hieß? "Die neue Sachlichkeit. Deutsche Malerei seit dem Expressionismus", und auf dem Cover der neuen WELTKUNST-Ausgabe ist das Bild Dame mit Maske von Arno Henschel zu sehen, das zwar ein Jahrhundert alt ist und doch von heute sein könnte – und das nicht nur zu Halloween. Zwei Ausstellung empfiehlt die Redaktion, eine natürlich in der Kunsthalle Mannheim, die am 22. November eröffnet wird und bis zum 9. März 1925 zu sehen ist. Und in der Staatsgalerie Stuttgart: Neues Sehen, Neue Sachlichkeit und Bauhaus läuft dort bis zum 23. Februar. Die neue Ausgabe der WELTKUNST wiederum können Sie jetzt bestellen, hier.

„Zur Not reicht eine Fertigpizza. Da muss man nicht stundenlang in der Küche stehen und 20 Gästen ein Fünf-Gänge-Menü servieren.“

Das ehrliche Zitat des Tages kommt von der 52-jährigen Schauspielerin Nadja Uhl über gemeinsame Essen mit Familie und Freunden.

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Die Schriftstellerin, Regisseurin, Künstlerin und Kolumnistin Jovana Reisinger, geboren 1989 in München, zählt zu den aufregendsten Stimmen ihrer Generation und zu den unterhaltsamsten, ob am Theater, in ihren Filmen oder ihren Büchern. Jetzt ist ihr Buch Pleasure erschienen, und es zu lesen, macht wirklich: Freude. Obwohl (oder vielleicht weil) gar nicht alles klappt in ihrem Leben, Beziehungen sind kompliziert, Abenteuer enden nicht immer gut, und die Welt ist es sowieso nicht, aber Jovana Reisinger erzählt davon so leicht und komisch, dass ihr Buchtitel hält, was er verspricht. Mal zitiert sie ihren Vater, zu dessen Lebensweisheiten zählt, dass Liebeskummer nie länger als drei Tag anhalte, alles danach sei Langeweile. Mal erklärt sie, warum das Herrenhemd für sie ein "geliebtes Freiheitssymbol" ist. Und als sie und ihre Freundinnen in einem Beitrag als It-Girls bezeichnet werden, fragt sie erstmal ChatGPT, ob sie wirklich ein It-Girl sei.

In Pleasure werden auch politische und gesellschaftliche Debatten verhandelt, aber immer, wenn es der Autorin zu ernst wird, schwärmt sie auf der nächsten Seite von den schönen Dingen des Lebens, wie etwa dem traditionellen Westberliner Delikatessengeschäft Rogacki, das ihr "kulinarischer Tempel" sei. Aufgewachsen ist Reisinger in einer Gastronomiefamilie, deren Geschäfte nicht immer blendend liefen, wie sie auch in unserem Wochenend-Podcast erzählt hat. Und in Pleasure beschreibt sie, welche Spuren das bei ihr hinterlassen hat: "Bei Rogacki beschleicht mich das Gefühl, problemlos zwischen den Welten, das meint zwischen den Schichten, existieren zu können. Es geht sogar noch weiter. Betrete ich Rogacki, bin ich nicht nur Kundin, ich bin auch Angestellte. Ich empfinde eine sonderbare emotionale Gleichzeitigkeit, eine rührselige Sentimentalität, ich bin hier bei mir." Jovana Reisingers Buch Pleasure ist, mit einem Bild der Künstlerin Lotti Adam auf dem Cover, soeben bei Park x Ullstein erschienen.

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Und realpostillon hat das hier gepostet:

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PS: Die Band The Cure veröffentlicht ihr erstes gutes Album seit 35 Jahren, schreibt mein Kollege Jens Balzer:

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