Schülerinnen und Schüler in Melbourne: Wenn sie jünger als 16 sind, sind auch sie betroffen
William West / AFP
Das Gesetz, das weltweit einmalig ist und demnächst in Kraft treten soll, sieht vor, dass Netzwerke wie TikTok, Facebook, Snapchat, Reddit, X und Instagram unter 16-Jährige systematisch daran hindern müssen, Accounts auf ihren Plattformen zu betreiben.
Die Unternehmen werden dazu verpflichtet, wirksame Altersprüfungen einzuführen. Sollten sie das versäumen, können sie mit Geldstrafen von bis zu 50 Millionen australischen Dollar (33 Millionen US-Dollar) belegt werden.
Der Verabschiedung des Gesetzes gingen hitzige Debatten über die Frage voraus, ob die Nutzung sozialer Medien Risiken für die körperliche und geistige Gesundheit von Kindern birgt. Jüngsten Umfragen zufolge befürworten drei Viertel der Australier den Social-Media-Bann. Betroffene Jugendliche befürchten dagegen soziale Isolation, wenn sie von wichtigen Kommunikationskanälen abgeschnitten werden.
Welchen Effekt wird das Verbot haben? »Mit dem Social-Media-Bann für alle unter 16 Jahren hat Australien zumindest für Aufsehen gesorgt«, sagt mein Kollege Torsten Kleinz. »Vermeintlich haben Regierung und Parlament die mächtigen Internetkonzerne in ihre Schranken gewiesen – gegen den Rat vieler Experten.« Die Bevölkerung unterstütze zwar heute noch die Radikalmaßnahme ihrer Regierung. »Sie könnte aber auch zu einer Politisierung der Jugend führen, die sich ungern von Informationsquellen und sozialen Kontakten abschneiden lässt. Hierzulande wäre eine solche Hauruck-Politik im komplizierten Geflecht deutscher Zuständigkeiten undenkbar.«
2. Der Ex-Wirecard-Manager Marsalek ließ offenbar Personen ausspähen, die dem Kreml als missliebig galten
Ein Geschäftspartner des flüchtigen Ex-Wirecard-Vorstands Jan Marsalek, der Bulgare Orlin Roussev, hat in einem Spionageverfahren in London ein spektakuläres Geständnis abgelegt, über das heute nach Aufhebung einer Nachrichtensperre berichtet werden darf: Roussev, 46, bekennt sich schuldig, jahrelang für einen »russischen Agenten« Informationen beschafft zu haben – gemeint ist Marsalek. (S+)
Öffentliche Fahndung nach Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek
Daniel Bockwoldt / dpa
Mein Kollege Roman Lehberger berichtet, dass ein Netzwerk um Roussev im Auftrag des Ex-Managers Marsalek von Großbritannien aus Spähoperationen für Russland ausgeführt haben soll. Auch in Deutschland war die Gruppe laut Staatsanwaltschaft aktiv.
Der 46-jährige Bulgare ist ein früherer IT-Kontakt Marsaleks aus Wirecard-Zeiten. Seit knapp zwei Jahren läuft in Großbritannien das Verfahren gegen Roussev und weitere bulgarische Verdächtige. Wie britische Fahnder herausgefunden haben, soll Marsalek die sechsköpfige Gang um Roussev unter anderem beauftragt haben, vom Kreml als missliebig eingestufte Personen auszuspähen und quer durch Europa zu verfolgen. Auch soll die Gruppe sensible Orte für Moskau ausgespäht haben – darunter offenbar der Stützpunkt »Patch Barracks« des US-Militärs in Stuttgart.
»Die zwei prominentesten Opfer sind den Ermittlungen zufolge die renommierten Investigativjournalisten Christo Grozev und Roman Dobrokhotov«, schreibt mein Kollege Roman Lehberger. Grozev war jahrelanger Chefreporter der Investigativplattform Bellingcat und arbeitet inzwischen für den SPIEGEL. Er war an der Identifizierung zahlreicher russischer Spione beteiligt, etwa nach den Anschlägen auf den Überläufer Sergei Skripal in Großbritannien und auf den mittlerweile verstorbenen Dissidenten Alexej Nawalny. »So geriet Grozev immer mehr ins Fadenkreuz russischer Dienste. Und damit ins Visier von Marsaleks Netzwerk.«
3. Es gibt Streit beim Deutschen Olympischen Sportbund
Olympische Spiele seien eine wunderbare Gelegenheit, Zwietracht zu stiften, hat der heute vor allem als Sprücheklopfer berühmte Schriftsteller George Bernard Shaw vor mehr als 100 Jahren behauptet. Shaw meinte zwar eher den Zwist unter Nationen, aber auch, was den Streit unter Funktionären von olympischen Sportverbänden angeht, hatte er recht. In der langen Geschichte der Querelen unter Amtsträgern im deutschen Olympia-Business gibt es nun mal wieder einen Eklat: Das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) hat den eigenen Vorstandsvorsitzenden Torsten Burmester freigestellt, also rausgeworfen.
DOSB-Präsident Thomas Weikert: Viele hausgemachte Probleme
Thomas Frey / dpa
Offenbar war Burmesters Verhältnis zum DOSB-Präsidenten Thomas Weikert zerrüttet. Burmester will Oberbürgermeister von Köln werden und wurde gerade als Kandidat der SPD für dieses Amt vorgestellt. Der Kandidat wollte seinen Wahlkampf für die OB-Wahl im September 2025 und sein Amt in der DOSB-Zentrale in Frankfurt am Main parallel führen – hatte das aber offenbar nicht frühzeitig mit Präsident Weikert abgesprochen. Der erfuhr wohl aus der Zeitung von Burmesters Kandidatur.
Mein Kollege Jens Weinreich berichtet von einer kurzen E-Mail Weikerts an die Belegschaft des Sportbunds, in der dieser behauptet, der DOSB bleibe »voll arbeitsfähig«.
An der Arbeitsfähigkeit und an der Kompetenz der DOSB-Führung gibt es meinem Kollegen zufolge allerdings ernste Zweifel. Wie die Trennung des DOSB von Burmester weitergeht, das werde spannend: »Eine Abfindung zu zahlen, wird dem Dachverband schwerfallen.« Der Verband bekomme in den nächsten Jahren weniger Olympia-Tantiemen. »Deshalb plant der DOSB in den kommenden beiden Jahren mit einem negativen Haushalt.«
FDP veröffentlicht »D-Day«-Papier: »Beginn der offenen Feldschlacht«: Die FDP plante offenbar minutiös den Koalitionsbruch. Jetzt hat die Partei selbst ein bezeichnendes Dokument veröffentlicht, offenbar unter Druck von Recherchen mehrerer Medien.
Israels Luftwaffe greift erstmals seit Waffenruhe Hisbollah-Ziel an: Hält die Waffenruhe im Libanon? Seit der Einigung zwischen Israel und Hisbollah kam es bereits zu mehreren Zwischenfällen. Nun hat Israel eigenen Angaben nach ein Waffenlager bombardiert.
Karlsruhe weist Klagen gegen Finanzierung der Strompreisbremse zurück: Die Strompreisbremse sollte Verbraucher vor horrenden Energierechnungen schützen. Um das zu bezahlen, schöpfte der Bund sogenannte Zufallsgewinne von Anbietern ab. Das Bundesverfassungsgericht hat diese Praxis nun gebilligt.
Oberstes Gericht in Rumänien ordnet Neuauszählung nach Präsidentschaftswahl an: Bei den Präsidentschaftswahlen in Rumänien landete der Amtsinhaber abgeschlagen auf Platz drei, ein Rechter und eine Konservative zogen vorbei – sehr knapp. Nun will das Verfassungsgericht eine Wiederholung.
Meine Lieblingskolumne heute: Die freie Frau Annalena Baerbock und ihre Neider
Meine Kollegin Anna Clauß beschäftigt sich in ihrer Elternkolumne mit den fiesen Kommentaren zum Ehe-Aus der Außenministerin (S+). In den vergangenen Tagen habe es im Netz eine Art Shitstorm gegen die Außenministerin gegeben, schreibt Anna. Dabei gebe es offenbar weder einen Rosenkrieg noch uneheliche Kinder oder neue Partner. Das Paar wohne sogar weiterhin in der gemeinsamen Wohnung. Die Nachricht, dass sich die Außenministerin und ihr Mann nach 17 Jahren Ehe trennen, sei also »ein recht alltäglicher Vorgang«.
Zur Zielscheibe geworden: Es gab in den vergangenen Tagen eine Art Shitstorm im Netz gegen Annalena Baerbock (Symbolbild)
Dmytro Varavin / Getty Images / iStockphoto
In Kommentarspalten sozialer Netzwerke wurde gemutmaßt, dass ihr die Karriere und das »eigene Ego« wohl wichtiger seien als ihre Kinder. »Neid scheint einer der Faktoren zu sein, die den Furor im Netz gegen Baerbock erklären könnten«, schreibt Anna. Wer Baerbock öffentlich Egoismus unterstelle, habe womöglich selbst ein Geltungsproblem. »Kinder kriegen, Karriere machen, Platz für einen neuen Mann im Leben haben. Klingt das nicht besser als: Kinder kriegen, Job an den Nagel hängen, Spannbettlaken auswechseln, Hemden des Ehemanns bügeln, der sie zum Geschäftstermin im Ausland braucht. Was, wenn Annalena Baerbock eine Freiheit verkörpert, die manch andere Frau gern hätte?«
Wie seriös ist der Deutsche Nachhaltigkeitspreis?: Der mit viel Prominenz verliehene Deutsche Nachhaltigkeitspreis nutzt womöglich vor allem einem: seinem Initiator, dem Fernsehmoderator Stefan Schulze-Hausmann. (S+)
Doppelt peinlich: Hessens Vizeregierungschef Kaweh Mansoori hat seine Bau-Staatssekretärin abgesetzt. Bald sehen sich beide in einem Untersuchungsausschuss wieder. Es drohen Enthüllungen, die wehtun. (S+)
Was heute weniger wichtig ist
Demi Moore
Allison Dinner / EPA
Winselnde Bettgefährten: US-Schauspielerin Demi Moore, 62, hat in einem Interview über die eigenen Schlafgewohnheiten und die ihrer insgesamt neun Hunde Auskunft gegeben. »Alle schlafen mit mir in meinem Bett. Jeder hat seinen eigenen Platz«, sagte sie – und fügte in offenbar scherzhafter Absicht hinzu: »Wahrscheinlich bin ich deswegen Single.«
Mini-Hohlspiegel
Von T-Online.de: »Die A40 in Fahrtrichtung Essen ist gesperrt. Es handelt sich um eine Notmaßnahme. Die Fahrbahn ist abgesagt.«
Musikerin Ayliva: Liefert mit Apache 207 das meistgestreamte Video des Jahres
Carsten Koall / dpa
Könnten Sie sich Musik von Deutschlands Stream-Königin Ayliva anhören. Sie ist 26, kommt aus dem Ruhrgebiet und ist zum zweiten Mal in Folge von der Plattform YouTube zur Künstlerin des Jahres in Deutschland gekürt worden.
Meine Kollegin Sieba Abadi schrieb schon im vergangenen Jahr über die möglichen Gründe des Erfolgs der Künstlerin (S+) : »Vielleicht wollen Aylivas Fans keinen aalglatten feministischen Sound, sondern glaubwürdiges Scheitern, echte Sehnsucht, das Rohe, das Dunkle – und darin ihren eigenen Trost finden.«
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