Trump vs. Nato – Wer verteidigt künftig Deutschland?
Gazakrieg – Was bedeutet die Geisel-Befreiung für Israels Strategie?
Toter Marathonstar – Wer war Kelvin Kiptum?
1. Natwo
Kanzler Scholz bei Rheinmetall in Unterlüß: »Wir leben nicht in Friedenszeiten«
Philipp Schulze / dpa
»Trittbrettfahrer machen mich wütend«, schimpft der ehemalige US-Präsident. Und schiebt hinterher: »Jeder muss seinen Anteil zahlen.« Ja, die Politik-Nerds ahnen es: Es geht um die Nato. Aber nein, dieser Ex-Präsident heißt nicht Donald Trump: Es ist ein Zitat von Barack Obama, der so 2016 über die Europäer wetterte, bei der Denkfabrik »Atlantic Council« . Zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für Verteidigung, das war auch einer der Steadyseller von »Yes, we can«-Obama. Seine Botschaft: Das Bündnis ist wichtiger denn je. Aber die USA können es nicht allein finanzieren, alle müssen mitmachen. Looking at you, Germany.
Weil es schon um Waffen geht: Rhetorisch führte Obama in seinen damaligen Reden trotz aller Schärfe eher das Florett. Donald Trump hingegen schwingt bei diesem Thema, surprise, die Keule: »Nein, ich würde euch nicht beschützen«, sagte der aussichtsreichste Kandidat der Republikaner für das Präsidentenamt bei einer Wahlkampfveranstaltung in South Carolina am Wochenende. Im Gegenteil: Er würde Russland »sogar dazu ermutigen, zu tun, was auch immer zur Hölle sie wollen«. Ein verquaster Kriegsaufruf gegen Verbündete? »Erschreckend und gefährlich«, urteilt Josep Borrell, Außenbeauftragter der EU, der sich offenbar direkt angesprochen fühlt. Die Nato dürfe »kein Militärbündnis ›à la carte‹ sein, das von der Laune des US-Präsidenten abhängt«. »Irrlichternde Äußerung«, schnaubt der Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung, Michael Link (FDP). ( Hier mehr Reaktionen.)
Die Empörung über Trumps Coup ist so verständlich wie berechtigt. Aber spätestens der Ukrainekrieg hat gezeigt, dass die Europäische Union tatsächlich beides dringend braucht: Worte und Waffen. Und von letzterem deutlich mehr.
»Scholz steht auch bei der Bundeswehr und den Nato-Partnern im Wort. Die von ihm ausgerufene ›Zeitenwende‹ birgt das Versprechen, dass Deutschland mehr tut für seine eigene und für Europas Sicherheit«, schreibt meine Kollegin Marina Kormbaki (S+), die den Kanzler begleitet hat. »Nun kurbelt der Kanzler persönlich die Rüstungsindustrie an – und zeigt dabei keinerlei Berührungsängste. Fast zärtlich strich Scholz während eines Werksrundgangs über Granaten.«
Sie kamen in der Nacht, sprengten die Tür auf, töteten mindestens drei der Bewacher: Israelische Sicherheitskräfte haben in einer spektakulären Operation zwei Geiseln aus den Fängen der Hamas befreien können. Den 70-jährigen Louis Norberto Har und den 60-jährigen Fernando Marman. Mit dem Hubschrauber wurden beide in ein Krankenhaus nach Tel Aviv geflogen. Ein Foto, das der Militärkorrespondent der »Times of Israel« postete, zeigt die sichtlich erschöpften Männer mit Angehörigen auf einem gelben Sofa, es wirkt wie ein Bild aus einem WhatsApp-Familienchat. Ein Lichtblick im Krieg.
»Für die Israelis ist die Befreiung der beiden Männer ein wichtiger Schub für die Moral«, so mein Kollege Thore Schröder, der die Rettungsaktion der Armee rekonstruiert hat. Doch die beiden sind erst die zweite und dritte Geisel, die vom Militär zurückgeholt werden konnten. Schwere Luftangriffe auf mehrere Ziele im Süden des Gazastreifens waren der Operation vorausgegangen. Rund 100 Menschen sollen dabei ums Leben gekommen sein, erklärte das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium. Viele Politiker, darunter auch Außenministerin Annalena Baerbock hatten zuletzt eindringlich vor einer Ausweitung der Militäroffensive auf den Süden gewarnt. Rund 1,3 Millionen Menschen suchen dort Schutz, leben auf engstem Raum unter katastrophalen Bedingungen.
Premier Benjamin Netanyahu, der den Einsatz im Kommandoraum verfolgte, wertet den Erfolg in Rafah als Argument für seine Strategie: Nur maximaler Druck »bis zum kompletten Sieg« könne die 134 anderen Geiseln zurückholen. »Dabei dürfte die Hamas spätestens jetzt vor israelischen Kommandoaktionen gewarnt sein«, schreibt Thore »Die beste Option, die noch lebenden Geiseln zurückzuholen, bleibt ein umfangreicher Austauschdeal.«
Kelvin Kiptum: »Ein Athlet, der sein ganzes Leben vor sich hatte«
Warren Little / Getty Images
In der vergangenen Nacht hat der kenianische Sportminister den Tod des Marathonläufers Kelvin Kiptum, 24, bekannt gegeben. Er habe die Kontrolle über sein Auto verloren und sei gegen einen Baum geprallt. Kiptum und sein Trainer, der mit ihm im Auto saß, seien noch an der Unfallstelle gestorben. Eine 24-jährige Frau, die ebenfalls im Auto saß, wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.
»Der Tod Star-Läufers ist ein Schock für Kenia, die Leichtathletik und die Sportwelt«, berichtet mein Kollege Jan Göbel (S+). Erst vor einer Woche war Kiptums Weltrekordlauf beim Chicago-Marathon im vergangenen Herbst durch den Leichtathletik-Weltverband bestätigt worden. »Als erster Mensch war der Kenianer in einem offiziellen Rennen unter 2:01 Stunden gelaufen und mit 2:00:35 Stunden der magischen Zweistundengrenze näher gekommen als je zuvor.« Damit löste er seinen kenianischen Landsmann Eliud Kipchoge, den vielleicht größten Langstreckenläufer der Geschichte, als Weltrekordhalter ab.
»Der plötzliche Tod des Wunderläufers lässt viele Fragen offen, was in der Karriere von Kelvin Kiptum alles möglich gewesen wäre«, schreibt Jan. »Und er hinterlässt viele Trauernde.«
Österreich bezog zuletzt 98 Prozent seines Gases aus Russland – eine Ministerin will das nun ändern: Im Dezember war Russland praktisch Österreichs einziger Gaslieferant. Dem von einer Grünen geführten Energieministerium ist die hohe Abhängigkeit ein Dorn im Auge.
Krise am Immobilienmarkt bedroht zunehmend auch Banken: Die Krise am Immobilienmarkt bereitet den Banken Sorgen. Nicht wenige, so die Befürchtung, könnten dadurch in ernsthafte Schwierigkeiten geraten.
17 Jahre alter ukrainischer Nachwuchsbasketballer in Oberhausen getötet: Er floh vor dem Krieg, spielte in Düsseldorf Basketball – nun ist ein 17-jähriger Ukrainer am Oberhausener Hauptbahnhof getötet worden. Drei weitere Jugendliche wurden schwer verletzt.
Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen
Ein Gewinner, kein Verlierer: In einer historisch knappen Abstimmung haben die Finnen Alexander Stubb zum Präsidenten gewählt. Auf ihn warten außenpolitische Herausforderungen. Nach der Wahl sorgten der Gewinner und sein Gegner für einen symbolträchtigen Auftritt (S+).
Wenn der Computer den Zug steuert: Verspätungen, Störungen, Ausfälle: Das deutsche Schienennetz gerät an seine Grenzen. Notwendig wären nicht mal mehr neue Gleise, sagen Verkehrsingenieure. Sie setzen zunehmend auf selbstfahrende Züge (S+).
Was heute weniger wichtig ist
Travis Kelce schreit auf seinen Trainer Andy Reid ein
Jamie Squire / Getty Images / AFP
Everytime we touch: Travis Kelce, 34, hat seinen Trainer Andy Reid, 65, angerempelt. Und zwar beim Superbowl-Finale in Las Vegas, worüber ich eine eigene Lage am Abend schreiben sollte, ginge es nach meinen Sport-Kollegen. Zurück zum Schubser: Kansas City lag zurück, Kelce ärgerte sich, dass er nicht auf dem Spielfeld war und ging auf seinen Coach los, der kurz das Gleichgewicht verlor. Wie das Netz eben so ist: Die Szene wurde binnen Minuten zum Meme in den sozialen Medien, Kelce bei der Aggressionstherapie, Kelce als quengelnder Teenager, Kelce über Taylor Swift.
Halaudi! Ich habe ein Déjà-vu: Rosenmontag, 21 Jahre her. Ich war Volontär beim Westdeutschen Rundfunk in Köln und musste arbeiten. Gefühlt als einziger in der ganzen Stadt, das Büro so grau, die Straßen draußen so bunt wie Konfetti, überall schunkelnd-singende Närrinnen und Narren, ganz Köln ein einziger Mottowagen: Da simmer dabei, dat is prima! Heute, Rosenmontag in Hamburg, ist das mit dem Arbeiten deutlich leichter zu ertragen: keine einzige rote Nase, schon gar nicht in der Redaktionskonferenz, die bisher einzige Verkleidung mein tendenziell löchriges Nervenkostüm. Aber: Wenn Sie in einer der Hochburgen des karnevalistischen Brauchtums wohnen, empfehle ich Ihnen – kurz bevor Sie sich heute Abend in das Abenteuer Kneipenkarneval stürzen – noch unser närrisches Quiz. Es geht darum, welcher Schlachtruf eigentlich wo gilt. Klar, Kölle alaaf. Aber Man Tau? Wo sagt man das?
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