szmtag iomb_np
Willkommen zum ZEIT-Newsletter! |
Von Christoph Amend, 30.09.2024, 17:00 Uhr

Auch die Simpsons bekommen ihr großes Finale. Die letzte Staffel in der 35-jährigen Geschichte der Serie ist jetzt in den USA angelaufen, gestern Abend lief die erste Folge, und sie ist ein Meta-Spektakel geworden. Conan O'Brien, heute bekannter Moderator, einst Autor der Serie, tritt als Gastgeber einer Veranstaltung zum Finale auf und präsentiert eine Folge, die angeblich von künstlicher Intelligenz geschrieben wurde. Das New York Magazine schwärmt, diese Folge sei der Beweis, dass die Simpsons ihr Publikum auch nach all den Jahrzehnten noch überraschen können. In Deutschland ist die neue, letzte Staffel ab 9. Oktober auf Disney+ zu sehen.

Wenig überraschend hat in Österreich die Rechtsaußenpartei FPÖ zum ersten Mal die Wahl gewonnen, die anderen Parteien wollen nicht mit ihr koalieren. Israel hat bei einem Angriff auf Beirut nicht nur den Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah getötet, es attackiert jetzt auch das Terrorregime der Huthi in Jemen. In Berlin hat der Suhrkamp Verlag mit einem Abend das literarische Erbe des legendären Verlegers Peter Unseld zu dessen 100. Geburtstag gefeiert. In der aktuellen ZEIT erinnert sich der Philosoph Jürgen Habermas an Unselds Schriftstellerabende in Frankfurt: "Dann bildete Max Frisch als unbestrittene Autorität den Mittelpunkt, und die rituelle Balgerei von Martin Walser und Hans Magnus Enzensberger brachte Bewegung in die Runde. Der reizbare Uwe Johnson saß oft schmollend daneben. Thomas Bernhard habe ich eher brütend-nachdenklich in Erinnerung; ich war gegenüber dem berühmten Autor des Kalkwerks befangen, als wir einmal unten im Keller, der damals mit den Bänden der edition suhrkamp austapeziert war, Tischtennis spielten." Bernhard und Habermas an der Platte: Wer hätte bei diesem literarisch-philosophischen Pingpong nicht gerne zugeschaut? Der New Yorker hat jetzt auch ganz offiziell seine Wahlempfehlung veröffentlicht und zeigt seine Kandidatin mit einem Cover, gezeichnet von Malika Favre, die in Deutschland auch Titelseiten der Weltkunst, dem Kunstmagazin der ZEIT, gestaltet. Dienstagnacht unserer Zeit duellieren sich, rein rhetorisch, die beiden US-Vizekandidaten JD Vance und Tim Walz. Am Freitag haben wir Sie gefragt, ob Sie für Landesregierungen unter Beteiligung des Bündnis Sahra Wagenknecht sind. 70,7 Prozent von Ihnen haben Nein gesagt. Heute wollen wir natürlich wissen: Werden Sie die Simpsons vermissen? Sagen Sie es uns, wir verwenden Ihre Angaben ausschließlich redaktionell und melden das Ergebnis morgen auch nach Springfield. Und gratulieren heute Jimmy Carter zum Geburtstag, dem ersten US-Präsidenten, der sein 100. Jahr feiert.

Anzeige

Die Rapperin Fuffifufzich aus Neukölln ist eine Kunstfigur, die durch Bühnenauftritte in der Volksbühne in Berlin bekannt wurde und sich selbst so vorstellt: "Fuffifufzich wurde 2018 mit Sonnenbrille im Gesicht geboren. Fuffifufzich möchte mit Fuffifufzichs Songs, die unter anderem von Ferrari, Heartbreak, Polizei, aber vor allem von Liebe und Sehnsucht in den Zeiten der Großstädte handeln, alle Herzen aufschließen." Jetzt hat Fuffifufzich hat eine neue Single veröffentlicht, in bestem Deutschenglisch, wie es sich für ihre Generation gehört, Feel zu spät ist eine ziemlich unwiderstehliche Mischung aus Pop, Italo Disco und Trap. "Ich fühl mich leer, kein Akku mehr", singt Fuffifufzich. "Hab leider keinen Charger." Im kommenden Frühling geht sie auf große Deutschlandtournee, vorher tritt sie an diesem Freitag im Festsaal Kreuzberg auf. Im vergangenen Jahr war sie übrigens zu Gast in unserem Podcast Und was machst du am Wochenende?, hat von ihrer Leidenschaft fürs Basketballspielen und Dart in Eckkneipen erzählt, und dass sie dort am liebsten Ich liebe das Leben von Vicky Leandros hört. Und von ihrem Traum, einmal ein Duett mit Jeanette Biedermann, ihrem Idol aus der Teenagerzeit, aufzunehmen. Und wir nehmen heute ihren neuen Song und Ich liebe das Leben auf unsere neue Newsletterplaylist.

Wie wollen wir wohnen? Diese Frage beschäftigt natürlich auch die Möbelindustrie, die ihre Sofas und Sessel, Tische, Stühle und Lampen oft in Läden zur Schau stellt, die mit echten Wohnungen und Häuser nicht viel Ähnlichkeit haben. Das Sofa ist vielleicht sehr schön, aber wie würde das bei uns zu Hause aussehen? Vielleicht lässt sich auch deshalb gerade beobachten, dass die ersten Hersteller für die Präsentation ihrer Objekte lieber in Häuser mit Geschichte ziehen. Die kanadische Firma Bocci etwa ist in Mailand in eine Stadtvilla gezogen und zeigt ihre Lampen lieber dort als auf dem teuer zu mietenden und wenig wohnlichen Messegelände. Das Familienunternehmen Minotti aus Italien wiederum hat jetzt in Stuttgart einen neuen Flagship-Store eröffnet, der so gar nicht aussieht, wie man das von einem Flagship-Store erwarten würde. Das elegante Haus aus der Gründerzeit, in das Minotti eingezogen ist, wurde 1905 vom Architekten Richard Zettler gebaut, es steht im oberen Abschnitt der Danneckerstraße, der von den Bomben im Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont geblieben ist. Und siehe da: Auf den drei Etagen, die man über eine Holztreppe erreicht, auf dem alten Parkettboden und umgeben von den alten Stuckdecken, wirken die neuen Möbel, als könnte man sofort einziehen (wenn man es sich leisten könnte). Und von der kleinen Terrasse aus hat man einen Blick auf die ganze Stadt. So würde man naturalmente gerne wohnen. Man wird doch noch träumen dürfen.

Trennlinie

“Porridge ohne alles, abgesehen von etwas Honig aus eigener Herstellung"

Das kulinarische Zitat des Tages kommt vom 49-jährigen Gastronomiekritiker Tom Parker Bowles über das Winterfrühstück seiner Mutter, Königin Camilla

Trennlinie

"Freedom is just another word / for nothin' left to lose", diese Zeilen, gesungen von Janis Joplin, haben den Musiker, Songwriter, Schauspieler Kris Kristofferson unsterblich gemacht. Sammi Smith sang seinen Song Help me make it through the night, Johnny Cash sein Sunday Morning Coming Down. 1985 gründeten die beiden Freunde die Country-Supergroup Highway Men und sangen: "The bastards hung me in the spring of '25 / But I am still alive." (Jetzt auch auf der Newsletter-Playlist.) Ums Überleben ging es oft in den Songs von Kris Kristofferson. Die Liebe kam und ging, den Alkohol hat er auch hinter sich gelassen. Dass er noch am Leben sei, still alive, darüber hat er sich schon 1980 gewundert. Geboren 1936 in Texas, der Vater bei der Army, die Familie zieht oft um. On the road zu sein, hat ihn nie losgelassen. Einsamkeit und Freiheit, Leidenschaft und Abschied, davon hat Kris Kristofferson wieder und wieder erzählt. In seiner Jugend war er ein talentierter Boxer, er studierte Literatur, auch im englischen Oxford, dort schrieb er erste Songs. Er ging zur Army, drei Jahre lang war er in Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz stationiert. Danach zog es ihn nach Nashville, in die Hauptstadt des Country, er lernte Willie Nelson und Johnny Cash kennen. Sie erfanden ihr Genre neu. "Wir waren uns bewusst, dass unsere Arbeit wichtig war", hat er später gesagt, "das war unser Paris in den Zwanzigern." Sie inspirierten sich gegenseitig wie einst in Frankreich Ernest Hemingway und Gertrude Stein. In den Siebzigern wurde er, der sein Leben lang Bühnenangst hatte, von Hollywood entdeckt. Sam Peckinpah besetzte ihn in seinem Western Pat Garrett & Billy The Kid, die Rolle des Außenseiters Billy the Kid verkörperte er mühelos. 1974 drehte er mit Scorsese Alice lebt hier nicht mehr, 1977 erhielt er für seine Rolle in A Star is Born einen Golden Globe, von 1998 an glänzte er in den Blade-Filmen. Die Kameras liebten sein zerknittertes Gesicht, den melancholischen Blick, den Vollbart, die langen Haare, an den Füßen Cowboystiefel, die von vergangenen Abenteuern erzählten, "but I'm still alive". Seine Karriere als Schauspieler überlebte sogar, dass er 1980 die Hauptrolle in Heaven's Gate spielte, einer der größten Flops von Hollywood. Auf ZEIT Online habe ich heute noch ausführlicher über seine Kinokarriere geschrieben. Am Anfang stand Kris Kristofferson für das gute Amerika, umso mehr sprach er sich später gegen die falschen Kriege der USA aus. Als er 2008 in Berlin auftrat, erzählte er, er müsse an die Folgen des 11. September denken, wenn er jetzt Me and Bobby McGee singe, freedom is not just another word. Seine Jahre als Boxer, die Schläge auf den Kopf, holten ihn ein, Demenz. Auch darüber hat er gedichtet: "I see an empty chair / Someone was sitting there / I've got a feeling it was me." Kris Kristofferson hat als Beruf in seinem Pass stets "Writer" stehen lassen. Er wurde ein Autor, dessen Zeilen ihn überleben werden, wie sein Selbstporträt in The Pilgrim: "He's a walking contradiction / partly truth and partly fiction." Jetzt ist Kris Kristofferson im Alter von 88 Jahren auf Hawaii gestorben. Seine Kunst? Still alive.

Trennlinie

Und funk hat das hier gepostet:

Trennlinie

PS: Aufruhr unter Teckel-Freunden: Soll ihr Lieblingshund verboten werden? Mein Kollege Moritz Hackl war bei der Dackelparade in Regensburg:

Trennlinie

Haben Sie Empfehlungen, Lob, Kritik, einen Wunsch? Schreiben Sie uns doch: amendnews@zeit.de

Trennlinie