Liebe Leser,
natürlich bin ich mir bewusst, dass diese Zeilen hier – jedenfalls heute – nicht die entscheidenden in diesem Newsletter sind. Die Abstimmung in der Bürgerschaft über den MSC-Deal ist relevanter, die Erfahrungen aus Bayern mit der Bezahlkarte für Asylbewerber sind weitreichender, ich bin Ihnen also absolut nicht böse, wenn Sie direkt zu den Texten der Kollegen weiterscrollen.
Allerdings ist die Welt ja voll von entscheidenden Texten. Da kann ein ausdrücklich nicht-entscheidender Beitrag auch mal eine Chance sein. Und die will ich natürlich nutzen – und, solange ich Ihre geschätzte Aufmerksamkeit noch habe, ein Thema ansprechen, über das ich in den vergangenen Wochen sehr oft nachgedacht habe:
Die Sommerpause.
Die ist ein Hamburger Unikum, jedenfalls in Deutschland – keine andere Stadt leistet sich eine so ausdrückliche und so ausgedehnte Unterbrechung des öffentlichen Lebens, wie es Hamburg tut. Natürlich ist in dieser Zeit nicht nichts passiert, und das Gegenbeispiel, das Sie jetzt sofort im Kopf haben – ja klar, das war wichtig, unbedingt. Aber sonst? Wer im Urlaub war, musste nicht fürchten, etwas zu verpassen, weil ja so ziemlich jeder im Urlaub war. Und die paar Kolleginnen und Kollegen, die glaubten, doch ausgerechnet jetzt die Welt bewegen zu müssen – nö, da bewegte sich nix. Kein Anschluss unter dieser Nummer.
Ich finde das ausgesprochen positiv. Ein Zeichen von Wohlstand, nicht nur materiell, und von Reife. Zumal es ja leicht gewesen wäre, in dieser Zeit die leere Bühne zu erobern, nach Aufmerksamkeit zu rufen und ganz eigennützig ein paar Themen zu setzen, sagen wir etwa: als Partei im anlaufenden Wahlkampf. Hat niemand gemacht. Noch nicht mal versucht, glaube ich. War ja Sommerpause.
Eine Sache aber ist mir aufgefallen, die ich nach der Pause – also jetzt – gerne platzieren wollte. Sie passt gut in diesen nicht-entscheidenden Text, ich finde sie aber trotzdem nicht unwichtig: In den HVV-Automaten am Flughafen, für viele Hamburg-Reisende der erste Kontakt mit Hamburger Infrastruktur, fehlt es erstaunlich häufig an Wechselgeld. Dann nimmt der Automat urplötzlich keine Scheine mehr, ohne den Grund ersichtlich zu machen. Und die Benutzerführung ist, jedenfalls für ausländische Gäste, nicht gerade selbsterklärend – wie soll man auch verstehen, dass man auf der Strecke zum Hamburger (!) Hauptbahnhof am Berliner (!) Tor umsteigen muss, wenn niemand da ist, der das Rätsel lösen könnte. Inzwischen ist das Problem behoben, die Strecke war nur im August gesperrt. Dass die Sommerpause vorbei ist, hat also durchaus entscheidende Vorteile.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!
Ihr Florian Zinnecker