Brände in Kalifornien – weshalb sind die Feuer in und um Los Angeles so schwer zu stoppen?
Rüstungsbudgets der Nato-Staaten – wieso fordert der britische Außenminister höhere Verteidigungsausgaben der USA?
FDP-Chef im Wahlkampf – wer hat Christian Lindner in Greifswald mit einer Schaumtorte beworfen?
1. Die Trockenheit im Westen der USA ist auch eine Folge des Klimawandels
Der tolle amerikanische Schriftsteller Richard Ford hat den Roman »Wild leben« geschrieben, der in einer von schweren Bränden geplagten Gegend der USA spielt. »So ein Brand veränderte natürlich alles«, behauptet Ford im Buch und beschreibt das Aufkommen »einer Stimmung, die wie Mutlosigkeit wirkte«. Heute haben die Bilder und Berichte über die in und um Los Angeles wütenden Feuer viele Menschen erschüttert. Gegenüber Reporterinnen und Reportern sprachen die Bewohner von Los Angeles von »Armageddon« und »Apokalypse« ( Lesen Sie hier mehr).
Feuer in Los Angeles: Tückisches Zusammenwirken von Wind und Trockenheit
Ethan Swope / AP
Die Feuer in Kalifornien haben sich weiter ausgebreitet und sind bis ins Herz von Hollywood vorgerückt. Mindestens 130.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, mehrere Menschen sind gestorben, 2000 Häuser wurden zerstört. Für die Feuerwehrkräfte ist es ein kaum zu gewinnender Kampf. Wegen anhaltender Trockenheit fehlt es an Wasser für die Löscharbeiten, starker Wind facht die Flammen immer wieder an. US-Präsident Joe Biden hat eine geplante Italienreise wegen der Situation in Kalifornien abgesagt ( Sehen Sie hier ein Video zum Thema).
Meine Kollegin Alina Schadwinkel hat das tückische Zusammenwirken von Wind und Trockenheit in Kalifornien schon gestern beschrieben: »Der menschengemachte Klimawandel führt auch in der Region zu zunehmender Hitze und Trockenheit«, so Alina. Eigentlich sollte in Los Angeles die feuchtere Jahreszeit begonnen haben. Nur: »Seit mehr als neun Monaten gab es keinen nennenswerten Regen und nur vier Millimeter Niederschlag im zweiten Halbjahr 2024. Das entspricht laut der Definition des Deutschen Wetterdienstes zwei Stunden leichtem Regen. Der langjährige Durchschnitt in Los Angeles in diesem Zeitraum beträgt über 100 Millimeter.«
2. Minister Lammy hat nachgerechnet, ob denn die USA die von Trump geforderten fünf Prozent für Verteidigung ausgeben
Die Nato-Staaten, also auch Deutschland, sollen künftig deutlich mehr für Verteidigung ausgeben, verlangt Donald Trump. Der britische Außenminister David Lammy hat heute klargestellt, dass dann auch die USA nachlegen müssten (Lesen Sie hier mehr).
Britischer Außenminister Lammy: »Da wird in den kommenden Wochen eine Menge gesagt werden«
Mark Schiefelbein / REUTERS
Auch die USA unterböten das vom künftigen US-Präsidenten zuletzt ausgegebene Ziel von Ausgaben in Höhe von fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts derzeit klar. Die Vereinigten Staaten gäben momentan 3,38 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung aus, sagte Lammy in einem BBC-Interview. Trump müsse erst einmal einen Plan vorlegen, wie die USA die fünf Prozent erreichen wollten. Großbritannien halte an dem Ziel fest, die Marke von 2,5 Prozent zu erreichen.
»Lammy kontert Trumps Forderung betont gelassen, er wertet sie offenkundig als typische Verhandlungstaktik: überzogen und nicht das letzte Wort«, urteilt der Londoner SPIEGEL-Korrespondent Steffen Lüdke. Lammy und sein Chef Keir Starmer vermieden in diesen Tagen, anders als im Fall Elon Musk, scharfe Kritik an Trump. Eher spielen sie seine Aussagen als bloße Rhetorik herunter.
»Beide, Starmer und Lammy, hatten Trump als Oppositionspolitiker einst offen kritisiert, geradezu beleidigt«, sagt Steffen. »Deshalb haben sie nach ihrem Amtsantritt viel investiert, um ihn zu besänftigen. Bei einem Dinner im Trump-Tower in New York soll der angehende US-Präsident gesagt haben, Starmer habe in ihm einen Freund.« Musks Schimpftiraden gegen Starmer, seine offenen Umsturzfantasien, sprächen zwar eine andere Sprache. »Aber Lammy und Starmer haben offenkundig die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Trump Großbritannien letztendlich freundlicher behandeln könnte als sein Großspender.«
3. Lindner wurde mit Schaum attackiert – und reagierte gelassen
In der Filmgeschichte war die Stummfilmzeit die große Ära der Tortenwürfe, die Komiker Stan Laurel und Oliver Hardy verballerten 1927 in »Die größte Schlacht des Jahrhunderts« angeblich 3000 fliegende Torten. Weit weniger lustig: Heute wurde der FDP-Vorsitzende Christian Lindner bei einem Wahlkampfauftritt in Greifswald von einer jungen Frau aus nächster Nähe mit einer Schaumtorte mitten ins Gesicht getroffen ( hier mehr).
Tortenattacke auf FDP-Chef Lindner
Stefan Sauer / dpa
Politikerinnen und Politiker werden bei Auftritten öfter mal mit Eiern, Torten oder Bananen attackiert. Lindner hatte in einer Rede gerade das Bürgergeld kritisiert, als eine junge Lokalpolitikerin der Linken zum Wurf mit einer offenkundig aus Rasierschaum gebastelten Torte ausholte.
»Lindner reagierte, wie man es in vielen Situationen von ihm gewohnt ist: durchaus schlagfertig und prompt«, sagt mein Kollege Serafin Reiber aus dem SPIEGEL-Hauptstadtbüro. Serafin findet es bemerkenswert, wie wenig der Politiker sich aus der Ruhe bringen ließ. »Bloß die Enttäuschung über die Beschaffenheit der Torte – Rasierschaum statt Sahne – konnte er nicht verbergen.« Lindners Lockerheit, so Kollege Reiber weiter, dürfe aber nicht über die Niedertracht einer solchen Attacke hinwegtäuschen. »Angriffe auf Politikerinnen und Politiker egal welcher Partei sind und bleiben inakzeptabel.«
Wagenknecht will aufständische Hamburger BSW-Mitglieder aus der Partei werfen: Im Hamburger BSW-Verband herrscht seit Wochen Chaos, zwei Mitglieder fordern mit immer neuen Manövern die Parteispitze heraus. Nun steht der Parteitag an – und die beiden sind nach SPIEGEL-Informationen ausgeladen.
Polizisten ermittelten bereits 2023 gegen Attentäter von Magdeburg: Taleb Al Abdulmohsen äußerte sich radikal im Netz – sein Attentat auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg konnte die Polizei aber nicht verhindern. Nun wird klar, wann Ermittler ihn erstmals konkret ins Visier nahmen.
Frontalcrash mit fünf Toten – Opfer identifiziert: Fünf Menschen sind bei einem schweren Unfall in Niedersachsen gestorben. Inzwischen ist klar, wer die Toten sind. Zudem gibt es neue Erkenntnisse zum Hergang des Unglücks.
Mein Lieblingspodcast heute: »Firewall«
Es gibt einen neuen SPIEGEL-Podcast, in dem Reporterinnen und Reporter gemeinsam mit Podcast-Host Sandra Sperber nach Schwachstellen in Systemen suchen – und diejenigen ausfindig machen, die diese Schwachstellen ausnutzen.
[M] Mirco Taliercio / laif
In jeder Folge geht es um die wahre Geschichte eines Angriffs auf ein System: Wie russische Geheimdienste einen deutschen Agenten zum Maulwurf machen. Warum China die AfD für sich instrumentalisiert. Wie Scam-Farmen Tinder-Nutzer ausbeuten. Die erste Folge von »Firewall« schildert und analysiert, wie und warum Jan Marsalek entkommen konnte. Seit vier Jahren suchen Ermittler den Wirecard-Betrüger – erfolglos. Marsalek profitiert von den Schwächen der deutschen Strafverfolgung: zu strenger Datenschutz, limitierte Fahndungsmöglichkeiten, fehlender Jagdinstinkt. Meine Kollegen Jörg Diehl und Sandra Sperber erzählen von seinem neuen Leben in Moskau und rekonstruieren, warum sich Marsaleks Verfolger so schwertun.
»Niemand sollte sich Illusionen machen, was Kickl angeht«: Österreich stehe vor einer tiefen Zäsur, sagt der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig. Der Sozialdemokrat warnt vor einer Kanzlerschaft des Orbán-Fans Herbert Kickl – und geißelt die Konservativen als »Steigbügelhalter« der FPÖ (S+).
Wahlkampf-Rezepte für mehr Wirtschaftswachstum – und was sie bringen: Deutschlands Wachstumsschwäche wird Wahlkampfthema. Die einen wollen sie mit einer Investitionsprämie bekämpfen, die anderen mit Steuersenkungen. Was würden die Maßnahmen bringen? (S+)
Kollektiver Kniefall: Als Donald Trump 2017 erstmals Präsident wurde, formierte sich im ganzen Land Widerstand. 2025 geschieht das Gegenteil: Mogule und Medien üben sich in vorauseilendem Gehorsam. Aus Eigennutz – und manche auch aus Erschöpfung (S+) .
Was heute weniger wichtig ist
Samuel Corum / Getty Images
Asche im Herzen:Paris Hilton, 43, ehemaliger Reality-TV-Star, sah offenbar im Fernsehen, wie ihr Haus in Kalifornien den Großbränden zum Opfer gefallen ist. »Mein Herz ist untröstlich«, schrieb Hilton auf der Plattform X. »Ich sitze mit meiner Familie, schaue die Nachrichten und sehe, wie unser Haus in Malibu live im Fernsehen bis auf die Grundmauern abbrennt.« Sie dankte trotzdem »aus tiefstem Herzen« den Einsatzkräften und begründete ihre Trauer so: »In diesem Haus haben wir so viele kostbare Erinnerungen geschaffen.«
Mini-Hohlspiegel
Aus einer Broschüre des Münchner Verkehrsverbunds: »Tickets und Abos können auch an Servicestellen der Verkehrsunternehmen sowie bei gewerblichen Anbietern gekaut werden.«
Könnten Sie sich mit einem Buch oder einem Video des großen österreichischen Komikers und Theatermanns Otto Schenk beschäftigen, der nun gestorben ist (Lesen Sie hier mehr).
Otto Schenk (2017): »Meine Komik soll menschliche Schwächen plausibel machen«
Roland Mühlanger / picture alliance
Schenk spielte in erfolgreichen Fernsehkomödien wie »Opa ist der Beste« und Kinofilmen wie »Late Show« von Helmut Dietl und war ein nett altmodischer Theater- und Opernregisseur. In einem SPIEGEL-Gespräch verriet er einmal, dass er seinen Schauspielern stets zur Zurückhaltung rate, mit der Anweisung: »Versteck dein Gefühl, dann bemerkt man es.« ( Lesen Sie hier das vollständige Interview aus dem Jahr 1993).
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