Bundestagswahl – mit wem will Merz regieren, wenn SPD und Grüne sich absetzen sollten?
Ex-Kanzler Schröder – ist es Zufall, dass er gerade jetzt an Burn-out erkrankt?
Erdbeben auf griechischer Ferieninsel Santorini – wie schlimm wird es noch?
1. GroKo-Aus, bevor es anfängt?
Wenn am 24. Februar die Berliner Politik das Wahlergebnis vom Vorabend verdaut haben wird, stellt sich unweigerlich die Frage: Wer mit wem? Aktuellen Umfragen zufolge sind eigentlich nur zwei Koalitionen realistisch: das, was man früher mal als GroKo bezeichnet hat – also Union mit der SPD oder eben Union mit den Grünen.
Juso-Chef Türmer über Merz: »Affektgetriebener Politikamateur ohne Impulskontrolle«
Michael Kappeler / picture alliance
Auf Landesebene regieren in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg Schwarze und Grüne relativ geräuschlos zusammen. Doch da der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schwarz-grün auf Bundesebene kategorisch ausschließt, bleibt eigentlich nur die neuerliche GroKo.
Nun wackelt auch diese Konstellation, denn die Jugendorganisation der SPD bringt sich in Stellung. »Ich bekomme jeden Tag Dutzende Nachrichten von Jusos und aus anderen Teilen der Partei, die mir sagen, dass eine Koalition mit der Union unter Merz ausgeschlossen sein muss«, sagt Juso-Chef Philipp Türmer. Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz bezeichnet er als »affektgetriebenen Politikamateur ohne Impulskontrolle«, der »mit Faschos kooperiert« und »Erpressung statt Kompromisssuche« als Strategie verkauft.
Viele erinnern sich noch an den alten Juso-Slogan »An Nikolaus kommt Groko-Aus« – damals drohten die Jusos unter ihrem damaligen Chef Kevin Kühnert, die Große Koalition mit der Merkel-CDU sprengen zu wollen. Auch wenn es letztlich anders kam, gilt ein schwarz-rotes Bündnis als denkbar unbeliebt. Die Grüne Jugend hat bereits eine Absage ihrer Partei an eine Koalition mit Merz gefordert.
Sollten die derzeitigen Umfragewerte Bestand haben, bleibt dann eigentlich nur noch eine CDU-Minderheitsregierung. Sachsen ist derzeit das einzige Bundesland, in dem so regiert wird. Dort haben CDU und SPD zusammen keine eigene Mehrheit und müssen sich bei jedem Gesetzesvorhaben ihre Stimmen zusammensuchen.
Wer jetzt Stimmung gegen die womöglich einzig denkbaren Koalitionen macht, sollte vielleicht bedenken, dass die CDU/AfD-Kooperationen von vergangener Woche nur ein Vorgeschmack darauf waren, was dann vier Jahre gängige Praxis werden könnte.
Vor vier Wochen noch postete die Ehefrau von Altbundeskanzler Gerhard Schröder auf Instagram eine Bilderkollage ihres Mannes, wie er im Schneesturm Golf spielt: »Neujahrsvorsatz: Sport bei jedem Wetter!«, so die Unterzeile. Soyeon Schröder-Kim ist so etwas wie ein kleiner Social-Media-Star. Mehr als 57.000 Follower lässt Schröder-Kim an ihrem Leben mit Gerhard teilhaben. Weihnachtsbaum kaufen, Baumkuchen essen in der Konditorei, im Fanshirt bei der Fußball-EM – kaum etwas, was ausgelassen wird.
Altbundeskanzler Gerhard Schröder im Oktober 2023
Friedrich Bungert / SZ Photo / picture alliance
Sparsamer wird Schröder-Kim allerdings, wenn es politischer wird. Dass ihr Mann Mitte Januar eine Befragung in einem Untersuchungsausschuss des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern abgesagt hat, erfuhr man bei Instagram nicht. Bei der Einladung ging es um den Bau der umstrittenen Ostseepipeline Nord Stream 2.
Schröder, der von 1998 bis 2005 als Bundeskanzler amtierte, wird im April 81 Jahre alt. Er hat enge persönliche Verbindung nach Russland und ist nach eigenen Angaben mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin befreundet. Nach seiner Amtszeit arbeitete er für russische Energiefirmen und konnte daran auch nichts Verwerfliches finden, als Putin seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine begann.
Inzwischen gebe es eine weitere Vorladung für den 7. März im Untersuchungsausschuss, sagte ein Anwalt Schröders. Doch auch diesen Termin könne der Ex-Kanzler »keinesfalls« wahrnehmen. Der Grund: Schröder leidet nach Angaben seines Anwalts an einem »schweren Burn-out« und begibt sich zur Behandlung in eine Klinik. Ein ärztliches Gutachten wurde erstellt und dem Untersuchungsausschuss des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern vorgelegt.
In der Jauchegrube X suhlen sich nun einige und unterstellen Schröder, dass er ja nur unangenehmen Fragen ausweichen wolle. Meist kommen solche Posts von Leuten, die sich sonst wort- und gestenreich gegen Hass und Hetze aussprechen. Man kann zu Schröder stehen, wie man will, aber vielleicht sagen derartige Bemerkungen mehr über die Verfasser selbst aus als über den Ex-Kanzler.
Die Caldera, ein riesiger Vulkankrater, der teilweise vom Meer geflutet ist, prägt das Erscheinungsbild der griechischen Insel Santorini. Charakteristische weiße, würfelförmige Häuser mit blauen Kuppeln schmiegen sich an Steilhänge. »Instaworthy«, würden meine Töchter sagen, kaum eine Kulisse in Griechenland wird häufiger auf Instagram hochgeladen.
Evakuierung von Santorini
Aris Messinis / AFP
Seit dem 28. Januar 2025 erschüttern regelmäßige Erdbeben die Region um Santorini. Innerhalb weniger Tage wurden über 200 Erdstöße registriert, mit Stärken zwischen 3,0 und 4,9 auf der Richterskala. Die ungewöhnliche Häufigkeit und Intensität der Beben beunruhigen sowohl Einwohner als auch Experten. Seismologen warnen, dass das Hauptbeben möglicherweise noch bevorsteht. »Die Besonderheit der aktuellen seismischen Aktivität liegt darin, dass bislang kein Beben beobachtet wurde, das als Hauptbeben bezeichnet werden könnte«, sagt der Chef der griechischen Erdbebenbehörde.
Es wird befürchtet, dass ein stärkeres Erdbeben mit einer Magnitude von bis zu 7,0 auftreten könnte. Die Schäden wären erheblich, die Auswirkungen würden womöglich noch Tausende Kilometer weiter zu spüren sein, sollte es dann zu Erdrutschen und Felsstürzen kommen. Schon heute Nachmittag spürten Menschen in Athen die Ausläufer eines der jüngsten Beben bei Santorini – rund 230 Kilometer entfernt.
Von den 16.000 Einwohnern hat offenbar ein Drittel die Insel bereits verlassen. Fluggesellschaften und Fährgesellschaften haben Sonderflüge und zusätzliche Fährverbindungen eingerichtet, um die Evakuierung zu beschleunigen.
Der große Vulkan Kolumbos, der nordöstlich der Insel unter Wasser liegt, könnte der Auslöser der ganzen Beben sein. Schon im Jahr 1650 richtete er bei einer gewaltigen Eruption schwere Schäden im gesamten östlichen Mittelmeer an. Dori, ein Anwohner fasst es im Video so zusammen: »Die Situation ist kritisch. Wir wissen nicht, was kommt. Wir gehen jetzt nach Athen, bis klar ist, wie es sich hier entwickelt.«
Schüsse an Bildungseinrichtung, fünf Personen getroffen: Im schwedischen Örebro, etwa 200 Kilometer westlich von Stockholm, ist auf fünf Menschen geschossen worden. Das Ausmaß ihrer Verletzungen ist noch unklar. Die Polizei geht von versuchtem Mord aus.
Angreifer erschießt zwei israelische Soldaten an Militärsperre: Bei einem Schusswechsel an einem Kontrollpunkt des israelischen Militärs im Westjordanland hat ein Mann zwei Soldaten getötet. Das palästinensische Flüchtlingslager Dschenin ist inzwischen offenbar weitgehend verlassen.
BGH erklärt Negativzinsen auf Geldeinlagen für unwirksam: Die Zinsen waren so niedrig, dass Banken plötzlich Geld fürs Geldverwahren wollten – durften sie das? Der Bundesgerichtshof hat die Frage nun beantwortet.
Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen
Plötzlich holt die Linke auf: Gregor Gysi und Co. wollen die Linke doch noch mal in den Bundestag führen. Wird die Partei am Ende sogar dem BSW gefährlich? (S+)
Um diese Branchen muss Deutschland kämpfen: Noch ist die Bundesrepublik eine Industriemacht. Die grüne Produktion von Grundstoffen wie Stahl und Zement wird hierzulande aber teuer und gefährdet den Bestand. Worauf kann das Land verzichten? Was muss bleiben? (S+)
Diese Frau verhinderte die Gleichberechtigung von Mann und Frau in den USA: Frauen sollten backen, Kinder erziehen und Männern politische Entscheidungen überlassen, das propagierte Phyllis Schlafly. Kaum jemand tat mehr für den Rechtsruck der Republikanischen Partei als die erzkonservative Aktivistin (S+).
Was heute weniger wichtig ist
Joel C Ryan / picture alliance / Invision / AP
Bullshit Bullock: Fakeprofile auf Plattformen wie Facebook und Instagram sind ein bekanntes Problem – sie werden unter falschen Identitäten geführt, oft mit betrügerischen Absichten. Auch Oscarpreisträgerinnen sind nicht gefeit davor. Schauspielerin Sandra Bullock warnte ihre Fans vor betrügerischen Social-Media-Profilen, die in ihrem Namen betrieben werden. »Bitte beachtet, dass ich mich in keiner Form an sozialen Medien beteilige«, so die 60-Jährige. »Alle Accounts, die vorgeben, ich zu sein oder in Verbindung mit mir zu stehen, sind Fälschungen.«
Es war ein bislang einmaliger Vorgang: Die frühere Kanzlerin und Parteivorsitzende fuhr dem Kanzlerkandidaten und Nachfolger im Parteiamt öffentlich in die Parade. Als Friedrich Merz in der vergangenen Woche versuchte, irrelevante Entschließungsanträge im Bundestag mit den Stimmen der AfD zu verabschieden – einfach, um Tatkraft zu simulieren – rügte Angela Merkel das Vorgehen schriftlich als »falsch«. Die Aufregung im Berliner Politikbetrieb war entsprechend groß!
Morgen tritt Merkel erstmals seit dieser Volte wieder öffentlich auf. Im Hamburger Schauspielhaus lässt sie sich von den Kollegen der »Zeit« offiziell zur gegenwärtigen Lage in Deutschland, Europa und der Welt befragen. Es würde mich aber sehr wundern, wenn der neu ausgebrochene Zwist zwischen ihr und Merz nicht zur Sprache käme. Sollten Sie in Hamburg leben, könnten Sie heute noch versuchen, an Karten zu kommen. Wenn das nicht gelingt, können Sie sich hier für den Livestream anmelden.
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